Multiple Sklerose (MS)

Ganzheitliches Therapiekonzept  - nach einem Vortrag von Dr. med. Thomas Heintze

In unserer Praxis für Ganzheitsmedizin in Marburg setzen wir gerade bei so komplexen Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose (MS) Schulmedizin und Naturheilkunde ergänzend, d.h. komplementär und integrativ, ein. Indem wir uns gewissermaßen "das Beste aus verschiedenen Welten" herauspicken, erhalten wir ein ganzheitliches Therapiekonzept bei Multipler Sklerose, das den MS-Patienten gut unterstützt und zugleich möglichst wenig belastet. 

Hier geht es nicht nur um die ganzheitliche, möglichst nebenwirkungsarme Therapie von MS-Schüben, sondern auch um die Therapie von Beschwerden in den Phasen zwischen den Schüben. Die Symptome sind beängstigend für die Betroffenen und eine Herausforderung für den Arzt. Wissen und Erfahrung sind der Schlüssel zum Erfolg.

Da wir uns bewusst sind, dass MS-Patienten in der Regel "Läuse, Flöhe und Wanzen" haben, d.h. unter einem sehr komplexen Krankheitsbild mit vielfältigen Beschwerden leiden, ist unser Therapiespektrum entsprechend breit aufgestellt. Dazu gehören für uns selbstverständlich auch die psychosomatische und psychosoziale Therapie unter Einbeziehung von Selbsthilfegruppen als integraler Bestandteil unserer ganzheitlichen MS-Therapie.

Geschichte und Häufigkeit der Multiplen Sklerose

Die Erstbeschreibung der MS erfolgte etwa 1835 durch Cruveilhier, der sie ätiologisch auf eine Unterdrückung des Schwitzens zurückführte. Menschen in Breitengraden mit mehr Sonne bis zum 15. Lebensjahr entwickeln weniger MS. Bottyan, ein ungarischer Neurologe, teilte 1979 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit, dass er eine verblüffende Korrelation zwischen MS-Häufigkeit und Zahnarztdichte pro Einwohner fand. Nun sind nicht die Zahnärzte an Multipler Sklerose schuld, sondern sie siedeln sich dort an, wo Zahnschäden z. B. als Folge unnatürlicher Ernährung häufig auftreten. Befunde aus Autopsien, MRT's und Computertomographien, die aus anderen Gründen an nie neurologisch Erkrankten durchgeführt wurden, sprechen dafür, dass die tatsächliche Zahl der MS-Patienten in Deutschland viel höher liegt, als die Zahl der Ekrankten. Man muss zur Zeit (2017) von über 200.000 MS-Patienten in Deutschland ausgehen. Die Lebenserwartung ist höher als bislang angenommen.

Was passiert bei der Multiplen Sklerose?

Heute gilt die Multiple Sklerose als Autoimmunerkrankung mit Autoaggression gegen Markscheiden der Nervenfasern, die diese isolierend umhüllenund/oder Infektion mit neurotropen, d.h. auf die Nerven wirkenden Viren. Es finden sich erhöhte Antikörper gegen Masern-, Röteln- und Zosterviren; auch Verletzungen (Traumata) von Schädel und Rückenmark wurden als Auslöser diskutiert wie auch MS als Ausdruck von Störungen des Fettstoffwechsels.

Durch Ähnlichkeit von Virusantigenen mit Antigenen des Gehirns wird eine Autoimmunreaktion durch T-Lymphozyten ausgelöst oder unterhalten. Die Balance innerhalb des Immunsystems ist gestört.

Frühsymptome der Multiplen Sklerose

Schon Wochen oder Monate bevor die Multiple Sklerose klinisch erkennbar wird, treten allgemeine Symptome wie Antriebsverlust, Gewichtsabnahme, diffuse Muskel- und Gelenkschmerzen auf. Als Pathomechanismen im Schub finden sich zeitgleich entzündungsfördernde und -hemmende Prozesse, bis fast zum Zusammenbruch der Blut-Hirn-Schranke. Typische Erstsymptome der Multiplen Sklerose sind:

  • Sehstörungen (z. B. unscharfes Sehen, Doppelbilder)
  • Sehr selten motorische Störungen, besonders der Beine (u. a. Gangstörungen, leicht müde, Schwäche der Beine)
  • Sensibilitätsstörungen wie Kribbeln, Ameisenlaufen und Taubheitsgefühl.

Bei Seh- und Sensibilitätsstörungen ist die Prognose besser, bei Lähmungen und Koordinationsstörungen schlechter. Bei den häufigen Blasenfunktionsstörungen (Harninkontinenz) hilft mitunter schon, abends weniger zu trinken.

Weitere Symptome bei Multipler Sklerose

Anfangs sind bei MS vorrangig die Markscheiden (Myelinscheiden) betroffen, später finden sich auch axonale Schäden, welche zu den neurologischen Störungen führen, die das Krankheitsbild prägen. Die Schwäche der Gliedmaßen kann sich in zunehmenden Lähmungserscheinungen fortsetzen. Auch ein Zittern ist möglich. Sensibilitätsstörungen können sich als Taubheit, Empfindungsstörungen, aber auch Schmerzen äußern. Typisch sind auch Gleichgewichtsstörungen und allgemeine Symptome wie Müdigkeit und Erschöpfung. Hinzukommen können Darmentleerungsstörungen, Sprachstörungen, Schluckstörungen, Schwindel usw. Welche Symptome in welcher Reihenfolge und welchem Ausmaß auftreten ist von Patient zu Patient verschieden und lässt sich nur bedingt vorhersagen.

Ursachen und Auslöser der Multiplen Sklerose

Zunächst gilt es, einen Überblick über die Ursachen und Auslöser der Autoaggressionskrankheit Multiple Sklerose zu bekommen. Hierzu gehören Virusinfektionen (auch in der Kindheit), welche zu einer Überstimulisation des Immunsystems führen. Desweiteren die Veränderung der Oberflächeneigenschaften der Nerven, wodurch das Immunsystem die Zellen als "fremd" erkennt und angreift. Mit Schwermetalle wie Quecksilber (Hg) aus Amalgamfüllungen werden die immunkompetenten Zellen nicht fertig. Über die Psycho-Neuro-Endokrino-Immunologie hängt alles mit allem zusammen: Virus- und Pilz-Infektionen, Ernährungsfehler, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien und Schwermetalle.

Der ehemalige Chefarzt und Buchautor Felix Perger fand, dass kein MS-Patient eine ideale Darmflora hat. Bei MS-Patienten bestanden uneinheitliche Darmdysbiosen. Daneben hatten viele Patienten Magensäuremangel und oft bestand ein Zinkmangel, weshalb die Entgiftung insbesondere der Schwermetalle gestört war mit der Folge von besonders hohen Quecksilberbelastungen.

Anhand zahlreicher Parameter bewies Perger die zunehmende Verschlechterung der Immunabwehr. Die Gamma-Globuline nahmen von 1952 bis 1982 um durchschnittlich 35 % ab, bei Multiple Sklerose um rund 42 %, unter anderem bedingt durch Antibiotika. Antibiotika wirken nicht gezielt nur auf pathologische Bakterien, sondern auch auf "Gesundheitserreger" im Darm. Da die Bakterien im Darm entscheidend an der Regulation unseres Immunsystems beteiligt sind, können Antibiotika die körpereigene Abwehr schwächen. Veränderungen von Herden und Störfeldern im Laufe der Zeit weisen ebenso auf eine allgemein sinkende Immunabwehr hin. Eine Darmdysbiose führt oft zu einer Autointoxikationv.a. mit giftigem Ammoniak. Nach Antibiotika, der Pille und Cortison finden sich an Zahl und Schwere zunehmende Infektionen mit Pilzen. Weitere Ursachen für die Verschlechterung der Abwehr sind

  • Mangel- oder Fehlen von Magensäure (Hypo-/Anazidität)
  • Konservierungsmittel
  • Wasserdesinfektion
  • Bewegungsarmut
  • schlechtere Sauerstoffversorgung der Gewebe
  • Mangelzustände an Vitaminen (insbesondere Vitamin D, das Sonnenhormon), Mineralien und Spurenelementen unter anderem durch Resorptionsstörungen
  • abakterielle und bakterielle Störfelder
  • Reizüberflutung
  • Stress
  • Elektrosmog
  • Antibiotikatherapie

Bei den Schwermetallbelastungen fand Perger neben Quecksilber auch häufig Blei und Kadmium. Letzteres stammt nicht selten aus Phosphatdünger.

Was charakterisiert den MS-Schub?

Perger fand im MS-Schub erhöhte Werte für Magnesium, erniedrigte Werte für Calcium, Kalium sowie die Eosinophilen (eine bestimmte Form der weißen Blutkörperchen), die im 2. bis 4. Schub ansteigen können. Diese Veränderung gibt es im Blut auch ohne Symptome eines MS-Schubes, welche von Perger als sogenannte "subklinische Schübe" gedeutet wurden. In Spätfällen geht diese einförmige humorale Reaktion beim Schub in eine humoral vegetative Starre über.

Die Alarmreaktion nach Selye ist 3-phasig: Schockphase, Gegenschockphase, Anpassungsphase. Demgemäß bedeutet der MS-Schub ein Steckenbleiben in der Schockphase. Dies findet sich bei allen allergischen Erkrankungen mit Ausnahme des Asthma bronchiale. Perger fand eine Herabsetzung der Reagibilitätsgrenze gegen Autovaccine bei vegetativen Dystonikern auf 1/10, bei MS-Patienten im schubfreien Intervall auf 1/100 des Wertes von Gesunden. Das bedeutet, dass MS-Patienten selbst im schubfreien Intervall 100-mal sensibler auf Autovaccine reagieren als Gesunde. Im Schub konnte Selye humoral (d.h. im Blut) die Reagibiliätsgrenze gar nicht mehr messen.

Patienten mit Multipler Sklerose sind wie rohe Eier zu behandeln, sie vertragen keine größeren Belastungen. Deshalb muss die Therapie wohl überlegt gewählt und immer an die Reaktion des Patienten und seines Körpers angepasst werden. Zu viel Therapie kann sich negativ auswirken.

Herde und Störfelder belasten das Grundsystem dauernd, 24 Stunden am Tag, im Gegensatz zu Infekten, Traumen, psychischen Schocks und Klimaeinflüssen. An erster Stelle stehen mit Abstand die Zahn-Kiefer-Herde. Dies unterstreicht die Bedeutung einer kompetenten ganzheitszahnärztlichen Therapie zur richtigen Zeit. Durch eine Herdsanierung zur falschen Zeit ergeben sich bei MS-Patienten Rückschläge. Falsche Zeit bedeutet bei Anergie, d.h. zu einer Zeit in der der Körper nicht mehr mit einer entsprechenden Immunantwort auf ein Antigen reagiert. Neben den Zahn-Kiefer-Herden bestehen oft Tonsillenstörfelder ("Mandel-Störfelder") und Störfelder der Nasennebenhöhlen, die gerade bei jungen Leuten gehäuft zu finden sind. Die Störfelddiagnostik ist also von herausragender Bedeutung. Die Häufigkeit und Symptomarmut der Nasennebenhöhlenprozesse bei Multipler Sklerose überrascht immer wieder. Nasennebenhöhlenröntgenbilder sind in 20 % bis 30 % falsch positiv bzw. negativ. Das heißt, in 20 % der Fälle zeigt das Röntgenbild fälschlicherweise einer Störung der Nasennebenhöhlen, während in 30 % der Fälle Entwarnung gegeben wird, obwohl sehr wohl ein Problem der Nasennebenhöhlen besteht. Daher ist hier eine Endoskopie angebracht.

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Literaturquellen (Auswahl)

  • Angstwurm, H.: "Zur Prognose und zur Lebenserwartung bei Multiple Sklerose" Versicherungsmedizin 43 (1991) 2
  • Blickpunkt Multiple Sklerose-Kranker e.V., März 1/1995, Herausgeber Selbsthilfe Multiple Sklerose-Kranker e.V., Anschrift: M.S.H. e.V., Wiclefstraße 61, 10551 Berlin
  • Carstens, Dr. med. Veronika: "Die Bedeutung der Naturheilverfahren für die Therapie der Multiplen Sklerose" Schriftenreihe Natur und Medizin 2, 2. Auflage, 1990
  • Das Myelinprojekt, Myelinreport, Informationsblatt für Patienten und Ärzte Nr. 9, September 1995, Adenauerallee 118, 53113 Bonn
  • DMSG (Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft), Bundesverband Infoblätter über: "Mit MS leben; Alternative Denkansätze; MS-Forschung; Zur Behandlung der MS; Die Harnblasenstörung bei MS; Multiple
  • Sklerose und Diät; Mit der MS leben - die häusliche Behandlung der MS, Kommunikation zwischen Partnern - Multiple Sklerose, usw.
  • Draczynski, Dr. med. Gisela (Köln): Persönliche Mitteilungen 1996
  • Faltz, Dr. med. H.: "Das Krankheitsbild der Multiplen Sklerose und dessen Behandlung mit Ohrakupunktur" AKU 24, 2, 1996
  • Kluge, R., Wasicki, P., Westphal, G., Farr, Ch.: "Lactulose bei Multipler Sklerose - mehr als ein Abführmittel?" TW Neurologie/Psychiatrie 10, Seite 486 bis 488, 1996
  • Knolle, Dr. med.: "Multiple Sklerose unter ganzheitsmedizinischer Therapie", Vortrag auf der Tagung der Deutschen Medizinischen Arbeitsgemeinschaft für Herd- und Regulationsforschung vom 19.04.1991 in Bad Nauheim
  • Perger, Dr. med. Felix: "Die Praxis der Herdsanierung", Zeitschrift für Erfahrungsheilkunde 11/1981, Seite 887 ff.
  • Perger, Dr. med. Felix: "Gestaltwandel des Herdgeschehens unter Berücksichtigung der humoralen Veränderungen", Vortrag vor dem 66. Fortbildungskongreß des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren, Freudenstadt vom 13.03.1984
  • Perger, Dr. med. Felix: "Herdbelastung und Krankenstände in einem Industriebetieb", Zeitschrift für Praxis, Klinikforschung und Arbeitshygiene, Arbeitsschutz, Rehabilitation, Begutachtung, Heft 12, Seite 264 bis 267, Dezember 1977
  • Perger, Dr. med. Felix: "Multiple Sklerose - Möglichkeiten zur Rehabilitation der gestörten Abwehrleistungen", Vortrag vom 13.09.1986 in Mannheim
  • Perger, Dr. med. Felix: "Multiple Sklerose und Herdgeschehen", Wiener medizinische Wochenschrift, 1976, Nr. 19, Seite 283 bis 288
  • Schmid, Prof. Dr. med. Franz: "Multiple Sklerose", Hufeland-Journal Heft 1, 1986, Karl F. Haug-Verlag, Heidelberg, Seite 10 ff.
  • Taschenbuch Multiple Sklerose, Schering MS-Bibliothek, Blackwell Wissenschaft mit Beiträgen von Sigrid Poser und Auszügen aus Adams/Victor "Principles of Neurology", 1996
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4831151/ “Die Effekte von Antibiotika auf das Mikrobiom während der Entwicklung und alternative Ansätze für eine therapeutische Modulation“ Amy Langdon et al. (2016)
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4727614/ „Update in Vitamin D and multiple sclerosis” Fatimah M. Alharbi (2015)
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20695012 “Higher 25-hydroxyvitamin D is associated with lower relapse risk in multiple sclerosis” Simpson S. Jr. et al. (2010)
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28619429 “Vitamin D and multiple sclerosis: An Update” Charles Pierrot-Deseilligny, Jean-Claude Souberbielle (2017)
  • http://n.neurology.org/content/86/16_Supplement/P1.374 “Role of Fatty Acids in Multiple Sclerosis: Therapeutic Potential of Propionic Acid” Aiden Haghikia et al. (2016)
  • http://www.jstor.org/stable/10.1086/662453 "Multiple Sclerosis is Not a Disease of the Immune System" Angelique P. Corthals (2011)

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